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Geburtsbericht

17. Juni 2024

Am Sonntagabend fällt Emmas Temperatur um 1 Grad von 37.7 auf 36.7 Grad. Ein untrügerliches Zeichen dafür, dass die Geburt kurz bevorsteht. Emma ist die ganze Nacht unruhig, wir kommen erst um 4 Uhr morgens zu etwas Schlaf. So starten wir mit knapp zwei Stunden Schlaf in den Tag. Am Mittag wird Emma zunehmends unruhiger. Wir sind gerade am Pasta essen, als Emma dringend in den Garten will. Wir lassen sie raus, und plötzlich liegt da Welpe Nummer 1 im Garten. Ein Weibchen mit 400 Gramm Kampfgewicht. Wir nehmen sie sofort rein, lassen Emma Ablecken, prüfen den Nabel und das Gewicht sowie die Vitalfunktionen. Wir wägen sie und geben sie Emma an die Milchbar. Da meldet sich auch schon Welpe Nummer 2. Ebenfalls ein Weibchen. Emma bringt es, eingepackt in die Fruchtblase, im Garten, mitten im Efeu, zur Welt. Als Erstlingshündin weiss Emma nicht recht, was sie machen soll, also helfen wir ihr beim Auspacken der Fruchthülle. Weil Emma immer noch überfordert ist, trennen wir die Nabelschnur mit einer Klemme und Sternlifaden. Wir rubbeln das Kleine etwas trocken, um den Kreislauf anzuregen, und legen ihn zu Welpe Nr. 1 an die Milchbar bei Emma. Welpe Nummer zwei nennen wir liebevoll unser Pummerchen - sie hat ein stolzes Geburtsgewicht von 480 Gramm! Der zweite Welpe ist oft der Schwerste. Er weitet den Geburtskanal für die weiteren Welpen.
Weiter geht es im Text mit Welpe Nummer drei. Unser erster Rüde. Er erblickt das Licht der Welt ausnahmsweise mal nicht im Garten, sondern in der Wurfkiste. Ausgepackt, und mit den Füssen zuerst, also in Hinterendlage. Wir nabeln ihn ab, wiegen ihn, geben ihm die Farbe hellblau und geben ihn Emma zum Trinken, die ihn liebevoll umsorgt. Sie macht das super! Langsam ist auch sie im Groove. Herr Hellblau wiegt 410 Gramm. Weiter geht es mit dem nächsten Welpen. Er kommt um 15.10 mit einem Gewicht von 440 Gramm auf die Welt. Wir packen ihn aus der Fruchthülle, gemeinsam mit Emma, nabeln ihn ab und geben ihm die Farbe türkis. Er wiegt 440 Gramm. Bisher lief die Geburt wie am Schnürchen, wir sind ein super Team und alles hat bisher reibungslos funktioniert. So kann es weitergehen. Es folgen Herr Rot mit 400 Gramm um 15.30 Uhr, Herr Dunkelblau um 16.20 Uhr mit 460 Gramm und Herr Violett mit 380 Gramm um 16.55 Uhr. Frau Rosa kommt um 17.20 Uhr mit 400 Gramm auf die Welt. Ein Kinderspiel, so eine Geburt! Leider nicht so ganz: Um 18.25 Uhr kommt nach über einer Stunde und vielen Presswehen endlich der nächste Welpe auf die Welt. Wir sehen sofort, dass in ihm kein Leben mehr ist, er ist grau und schlaff. Es ist ein Mädchen, hell und wunderschön. Wir rubbeln und saugen Schleim ab, aber es ist nichts zu machen. Dieser wunderschöne kleine Engel ist bereits über die Regenbogenbrücke gegangen. Wir weinen. Es geht bis ins Mark. Trotzdem, es geht weiter. Emma prisst schon wieder. Herr Hellgrün wird um 19 Uhr mit einem Gewicht von 480 Gramm geboren. Er ist etwas schlaff, aber nach etwas Schleim absaugen und rubbeln kommt er und beginnt zu trinken. Leider blutet seine Nabelschnur nach dem Abnabeln immer weiter nach, das Blut spritzt in alle Richtungen. Wir binden nochmals ab. Es blutet weiter. Es sieht aus wie an einem Tatort. Alles ist voller Blut. Er trinkt seelenruhig bei Mami Emma, während wir das dritte Mal abbinden. Endlich hört es auf zu bluten! Wir wiegen ihn und geben ihm die Farbe Hellgrün - unser Herr Hoffnung, der uns nach der Totgeburt von vorhin wieder Licht und Leben schenkt. Kurze Zeit später, um 19.15 Uhr, kommt Frau Pink auf die Welt. Grau und bereits ziemlich schlaff. Nicht bereit, noch einen Welpen gehen zu lassen, rubbeln wir abwechslungsweise ab und saugen Mund und Nase aus. Lassen Emma ablecken, nabeln ab. rubbeln und saugen wieder. Ich meine, gesehen zu haben, dass sich die Zunge bewegt. Also rubble ich weiter. Mein Mann legt mir schon die Hand auf die Schulter und wirft mir "den Blick" zu. Der Blick, der sagt, dass es keine Hoffnung mehr gibt. Ich rubble weiter. Sauge nochmals. Rubble. Komm schon, kleine Frau! Plötzlich ein fiepen. Das Zünglein bewegt sich ganz leicht. Ich setze es an Emmas Zitze. Aber es trinkt nicht und fällt schlaff in sich zusammen. Ich rubble nochmals. Es kommt Schleim und Wasser aus dem Mund. Ich sauge ab. Rubble. Plötzoch ein Fiepen, erst leise, dann stärker. Ich setze es an die Zitze. Es trinkt. Es lebt! Wir weinen wieder. Die kleine Frau Pink lebt. Sie wiegt 380 Gramm und hat sich schon nach kurzer Zeit von ihrer anstrengenden Geburt erholt. Sie ist unsere kleine grosse Kämpferin!
Danach kommt die Geburt ins Stocken. Emma hat Presswehen, aber prisst nicht mehr stark. Ein Zeichen, dass etwas nicht stimmt. Wir mobilisieren sie, aber nichts passiert. Wir beraten uns telefonisch mit erfahrenen Züchterkollginnen, an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an Barbara Zaugg und Monika Steffen. Um zu sehen, was nicht in Ordnung ist, und ob der Welpe lokalisiert werden kann, fasse ich in die Hündin hinein. Natürlich mit Handschuhen und ganz viel Vaseline. Da ist es - ich spüre, ganz weit hinten, das Köpfchen. Mir scheint, es steckt in Vorderendlage im Becken fest. Ich bekomme es nicht zu fassen und will auch Emma nicht verletzen, also versuchen wir weiter zu mobilisieren, in dem wir mit Emma ein paar Runden im Garten drehen. Oft ist es aber so, dass wenn ein Welpe bereits tot ist, die Geburt nicht voranschreitet und die Wehen nicht mehr so stark sind. So auch bei diesem letzten Welpen. Um Mitternacht fahren wir schliesslich in die Tierklinik, wo die Tierärztin den kleinen Rüden leblos aus Emma zieht. Er war im Becken tatsächlich stecken geblieben und hatte keine Chance, mach es gut, kleiner Engel. Du und deine Schwester, ihr schaut uns jetzt vom Himmel aus zu. Wir weinen wieder. Um 2 Uhr nachts sind wir wieder Zuhause. Endlich räumen wir die unangetastete Pasta vom Mittag, weg. Übermüdet und von Emotionen überwältigt. Wir schöppelen ein paar der kleineren Welpen mit Kolostralmilch zu, denn Emma ist komplett erledigt. In dieser Nacht schlafen wir nur etwa zwei Stunden. Am nächsten Tag geht es allen gut, und alle trinken fleissig und fast rund um die Uhr bei Mami Emma. Wir sind alle überglücklich. Was für ein Wunder! Und was für ein grosses Glück, dass wir dieses Wunder begleiten durften.

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